Leder

Auf der Suche nach empfehlenswerten Schuhmaterialien steht Leder des Öfteren in der Kritik. Doch hinsichtlich Tragekomfort, Verarbeitungsfähigkeit und vor allem Haltbarkeit und Qualität steht bis heute ein vergleichbares, robustes, hautfreundliches nachhaltiges Ersatzmaterial leider noch nicht zur Verfügung. 

 

Wichtiges Kriterium ist die Haltung der Tiere. Die europäischen Standards in der Tierhaltung sind die höchsten weltweit. Leder aus in Europa gehaltenen Tieren ist daher ganz klar zu bevorzugen. Denn Rinder - die Hauptquelle für Schuhleder - werden in Europa vor allem zur Lebensmittelgewinnung von Fleisch, Milch und Milcherzeugnissen wie Joghurt, Käse, Sahne und Quark gehalten. Und unterliegen zu Lebzeiten strengeren Kontrollen als die Haustierhaltung. 

 

Wie die Knochen, ist die Tierhaut ein Abfall dieses Produktionszweiges. An Leder selbst ist demzufolge nichts übles. Umso wichtiger ist es aber, sich für weltweit bessere Haltungsbedingungen einzusetzen und mit Leid verbundene Leder konsequenterweise nicht einzuführen. Ebenso sollte kein Leder von Tieren verwendet werden, die ausschließlich zur Ledergewinnung gehalten werden, wie z. B. Reptilien.

 

Nur 25 % der verkauften Schuhe in Deutschland sind aus Leder und stellt zusammen mit Textilien aus Baumwolle oder Ersatzstoffen wie Ananasleder die einzigen nachwachsenden Rohstoffe in der Schuhproduktion dar. Zwei Drittel der Schuh-Materialien werden derzeit aus nicht erneuerbaren, fossilen Rohstoffen hergestellt. Auch deren Produktion verbraucht Ressourcen und Energie. Der Produktionsaufwand eines Materials muss daher auch im Kontext zu seiner Nutzungsdauer gesehen werden. 

Grafik Materialeinsatz und Mengenmäßige Aufteilung der in Deutschland verkauften Schuhe
Materialeinsatz und Mengenmäßige Aufteilung der in Deutschland verkauften Schuhe

Um aus dem ansonsten verrottenden Abfall haltbares Leder herzustellen, muss die tierische Haut zu Leder gegerbt werden. Das Gerberhandwerk ist eines der ältesten Handwerke der Welt. Qualitativ ebenbürtige Alternativen pflanzlicher Herkunft stehen bis heute (leider immer noch) nicht zur Verfügung.

 

Sämtliche Kunststoffe auf Erdölbasis haben erhebliche schädigende Auswirkungen auf die Umwelt und die Meere, sowohl bei der Produktion, als auch bei der Entsorgung. Dabei ist zu bedenken, das Schuhe aus erdölbasierten Materialien selbst bei sorgfältiger Lagerung nach 2-3 Jahren beginnen zu verrotten und nach 10 Jahren selbst ohne Trageeinsatz auseinanderfallen. Im Wohnraum gelagerte Lederschuhe können auch nach mehreren  Jahrzehnten ohne qualitative Einbußen getragen werden.  

Leder. Ein ganz besonderes Material.

Einzelne Eigenschaften von Leder wie Atmungsaktivität, Feuerfestigkeit und viele mehr werden mit anderen Materialien nachgeahmt. Das Leder alle diese Eigenschaften in einem Material vereint macht es so außergewöhnlich. Zudem ist es besonders lange haltbar, es kommen 40 Jahre alte Wanderschuhe zur Reparatur. Im Gegensatz zu Schuhen aus Kunststoffen oder Textilien stinken Lederschuhe auch nicht.

Etwa 85 % des Leders weltweit wird mit Chromsalzen gegerbt. Obwohl dieses chemische Verfahren - ohne entsprechende Schutzmaßnahmen - hohe Risiken für Mensch und Umwelt birgt. Das die Chromgerbung mit europäischen Umweltauflagen und Arbeitsschutzbedingungen gefahrlos angewendet werden kann, wird in dieser Diskussion oft vergessen.

 

Das Problem ist nicht die Produktionsmethode,

das Problem ist die Art und Weise, wie sie in Asien angewendet wird. →Chromleder aus Deutschland.


Was Leder für Schuhe so interessant macht, ist das es die Belastungen und Einflüsse beim Tragen, Schmutz, Regen, Hitze und Anstoßen sehr gut wegsteckt und den Fuß dabei gut schützt und beim Bewegungsablauf nicht behindert. Das leistet Leder nicht nur länger als andere Materialien, die unvermeidlichen Schäden lassen sich im obendrein durch Pflege auch besser kaschieren:

8 Jahre alter strapazierter Schuh aus Cordovan vor der Reparatur.
8 Jahre alter strapazierter Schuh aus Cordovan vor der Reparatur.
8 Jahre alter strapazierter Schuh aus Cordovan nach der Reparatur. Für modische Statements muss es nicht zwingend ein komplett neuer Schuh sein.
8 Jahre alter strapazierter Schuh aus Cordovan nach der Reparatur. Für modische Statements muss es nicht zwingend ein komplett neuer Schuh sein.

Dieser Schuh ist aus Pferdeleder (Cordovan), ein Abfallprodukt des Reitsports und des Polizeidienstes.

Das die Tierhaltung in Deutschland schon lange das Wohl der Tiere im Blick hat und es - solange nicht gegen Auflagen verstoßen wird - den Tieren hier gut geht, wird bei der Suche nach einem nachhaltigen Rohstoff zur Schuhproduktion mitunter vergessen. 

 

Leder ist im europäischen Inland Abfall aus der Milch, Käse und Fleischproduktion. Viele weitere wertvolle Rohstoffe werden aus diesem Abfall gewonnen.  Und es kommen ständig neue Einsatzgebiete dazu:


In der Fachzeitschrift „Frontiers in Bioengineering and Biotechnology“ wurden neue Ergebnisse für eine nachhaltige Methode zur Reduktion von Kunststoffabfällen vorgestellt. Mikroben in Kuhmägen verdauen bestimmten Arten von Kunststoffen wie Polyethylenterephthalat (PET). Aus diesem Material hergestellte Fasern finden in Bekleidung, Behältern für Flüssigkeiten und Lebensmittel Verwendung. Bakterien im Kuhpansen – der größte der vier Magenbereiche – können bestimmte Arten dieses allgegenwärtigen Materials verdauen. → cordis.eu

Zusammenfassung über die Lederproduktion in Indien bei -> Global2000

Dieser Bericht ist auch in der → ARD-Mediathek abrufbar:

2013 wurden weltweit 22 Milliarden Paar Schuhe produziert. 87 % davon stammten aus Asien.

 

Komischerweise denken wohl viele Verbraucher, ausgerechnet Ihr Schuh wäre davon nicht betroffen. Doch selbst wenn er nicht komplett dort hergestellt wurde: Die Wahrscheinlichkeit, das zumindest Komponenten davon aus solchen Produktionsstätten stammen, ist hoch. → Missstände in Leder- und Schuhproduktion

Die ausländische Produktion von Leder ist mit unvorstellbarem Leid verbunden – und damit ist tatsächlich unvorstellbares Leid gemeint. Man kann dies erst erahnen wenn man Bilder gesehen hat, vorstellen können wir uns in Europa gar nicht. Bilder sehen Sie hier bei → peta/themen/leder ( ⚠ Warnung, diese Bilder sind sehr verstörend). 

 

Es gehört daher bei verantwortungsbewussten Schuhmachern beim Einkauf von Oberleder und Sohlenleder dazu, zu prüfen woher das Leder kommt und Leder aus inländischer Tierhaltung zu bevorzugen. Auch wenn es um ein vielfaches teurer ist, was vor diesem Hintergrund überhaupt nicht verwunderlich ist.

Übersicht ->peta Veganes Leder