Ökodesign Richtline

EU-Länder haben sich auf Ökodesign-Verordnung geeinigt

Das Vernichten fabrikneuer Textilien oder Schuhe soll in Europa künftig verboten werden, darauf haben sich die EU-Länder grundsätzlich geeinigt. Künftig sollen in der EU nur noch Produkte zugelassen werden, die langlebig, reparierbar, wiederverwendbar und recycelbar sind. Die Ökodesign-Verordnung ist zentraler Baustein des European Green Deal, mit dem sich die EU zum Ziel gesetzt hat, bis 2050 klimaneutral zu wirtschaften.

 

https://www.shoez.biz/vernichtung-von-neuware-wird-verboten/ 

Der Hintergrund für diese Idee sind die vielen Elektroartikel, die sich aufgrund fehlender Ersatzteile oder aufgrund von Konstruktionsmängeln nicht reparieren lassen. Zur Lösung dieser Probleme in der Elektro-Branche wird seit Jahren an "Ökodesign-Richtlinien gefeilt. → DHZ Reparieren statt wegwerfen

 

 

Bei Schuhreparaturen mitunter kontraproduktiv

Eine schädliche Wirkung würden Öko-Designrichtlinien dann entfalten, wenn eine Reparatur aufgrund ausgewiesen schlechter Qualität nicht mehr nachgefragt werden würde, obwohl die Reparatur im Einzelfall möglich (gewesen) wäre. 

Glücklicherweise betreffen diese Probleme nicht die Schuhreparatur. Fast alle Reparaturen an Sohlen und Absätzen wurden schon immer ohne "Originalmaterial" vom Hersteller ausgeführt. Die speziell für die Reparatur hergestellten Reparaturprodukte sind Marken-unabhängig, qualitativ oft besser, langlebiger, mit griffigerem Profil aus rutschfesterem Material und in vielen Farben ohne lange Wartezeiten erhältlich. Diese Unabhängigkeit gilt es - auch im Interesse der Verbraucher - zu wahren.

 

Selbst beim billigsten Schuh lässt sich ein Loch mit einem sogenannten Riester flicken, Schnürsenkel und Klettverschlüsse gibt es in vielen Farben und Längen. 

Selbst der schlecht bewerteste Plastik-Sneaker ist es wert, repariert zu werden, wenn das möglich ist.


Sneaker-Reparaturen werden kaum nachgefragt

Für Hochmodische Sneaker mit Kultfaktor werden Erneuerungen für abgelaufene Sohlen oder Absätzen interessanterweise kaum nachgefragt. Wenige Schuhmacher haben sich – vorrangig  im Internet – auf solche Reparaturen spezialisiert. → DHZ Sneaker rescue

 

Die Sohlendesigns sind (bewusst?) so gewählt, das eine Reparatur mit klassischen Reparaturmaterialien "zerstörend" auf das Design wirkt. Hier würde eine Öko-Design Richtlinie und eine Versorgung mit Originalmaterialien Sinn machen. Und hier wird auch der Widerstand am größten sein.

 

Problematisch ist, das Sneaker-Reparaturen vom Großteil der Zielgruppe praktisch gar nicht nachgefragt werden und die gewählten Materialien auch eine jahrelange Lagerung nicht zulassen. Die verendeten Kunststoffe zerbröseln und ändern die Farbe. Auch der Zustand der Obermaterial- und Futtermaterialien ist nach ein bis zweijährigem Tragen derart ermüdet, das eine Reparatur nicht sinnvoll erscheint.

 

Die Sohlen, die oft am Schaftrand und an der Spitze in den Oberteil hochgezogen werden, lassen sich oft nicht schadlos ablösen und müssen mit speziellen Pressen angepresst werden, die - wie auch die nötigen Leisten - in den meisten Reparaturbetrieben nicht vorhanden sind.

Schwierig zu definieren. Schwierig zu kontrollieren

Eine hohe Kunst ist es, Ökodesign-Richtlinien im Schuhsektor konkret zu formulieren. Wir haben es mal ausprobiert und sind auf einige Probleme gestoßen, die sich erst bei genauerer Betrachtung ergeben.

Geklebte Schuhe sind hinsichtlich der Reparaturfähigkeit recht einfach zu reparieren.

 

Bei der Definition von Ökodesign-Richtlinien stellt sich somit aber die Frage, ob genähte Schuhe – obwohl qualitativ hochwertiger – überhaupt als besonders reparaturfreundlich gewertet werden können. Sie sind zwar überdurchschnittlich lange haltbar und damit besonders nachhaltig, die Reparatur stellt aber gerade ungelernte Reparateure vor Probleme. Die - immer seltener nachgefragte – fachgerechte Reparatur rahmengenähter Schuhe stellt zusätzlichen Aufwand und damit Kosten dar.

 

Erschwerend kommt hinzu, das die benötigten Nähmaschinen schon jetzt nur noch über den Gebrauchtmarkt erhältlich sind und die Herstellung der Maschinen aufgrund der geringen Nachfrage schon heute unrentabel ist. Es sind auch bundesweit nur noch 2-3 Anbieter vorhanden, die die Maschinen reparieren können, falls – ebenfalls gebrauchte – Ersatzteile überhaupt noch lieferbar sind.

 

Dies soll als Beispiel dienen, das die Definition von Ökodesign-Richtlinien beim Produkt Schuh sehr komplex und aufwändig ist. Die Tücke liegt im Detail und wird schwieriger, je konkreter man werden will. 

  

Da der ausführende Handwerker ja ohnehin schon eine Kontrollinstanz darstellt und – im eigenen finanziellen Interesse – über die Reparaturfähigkeit des Produktes im konkreten Einzelfall entscheideen kann, stellt sich die Frage ob die aufwändige Schaffung, Erarbeitung und Kontrolle von Öko-Design-Richtlinien ist in der Hinsicht überflüssig ist.

Nötige Dokumentation:

• Bedienungsanleitungen mit Pflegehinweisen wie bei z. B. Elektrogeräten schon lange üblich. 

• Hinweis auf Reparaturmöglichkeiten und -grenzen (Bsp.: LLOYD-Absätze, PUR-Sohlen)

• Reparatur- & Pflegepass mit vollständiger Liste der erfüllten und nicht erfüllten Öko-Design-Kriterien. Widerstand gegen diese Forderung kann eigentlich nur als bewusste Verbrauchertäuschung gelten, da ja hier dem Fachmann offenkundige Fakten vermittelt werden. Der derzeitige Zustand mit falschen Nähten usw. ist nicht nur hinsichtlich der Nachhaltigkeit, sondern auch vor diesem Hintergrund katastrophal intransparent. Die inhaltlichen Anforderungen könnten mit einem +/- Punkte-System zu einem Index errechnet werden.

 

• → Reperaturindex ähnlich der französischen Lösung

 

• Diese Dokumentation muss auch online zur Verfügung stehen


schwarzer Seneaker für 29,90 - hervorragend reparaturfähig
schwarzer Seneaker für 29,90 - hervorragend reparaturfähig

Wie würde dieser Schuh bei einer Öko-Design-Richtlinie abschneiden?

Reparaturfähige Schuhe müssen nicht teuer sein – setzen beim Kauf aber Fachwissen und Materialkenntnis voraus. Dieser Sneaker war von 39,90 € auf 29,90 € herabgesetzt.

 

Obermaterial: schwarzes Rindleder, haltbar, pflegbar.

Futtermaterial: Leder. Schweineleder, günstig und atmungsaktiv.

Sohlenmaterial: Porogummi, problemlos mit jedem Werkstattüblichen Klebstoff verklebbar, gute Dämpfungseigenschaften, löst sich nicht durch Hydrolyse auf. Bleibt also Jahrzehnte nach dem Kauf erhalten, ohne zu zerbröseln.

Schnürsenkel. Leicht auszutauschen, keine Designschließsysteme, für die es keinen Ersatz gibt.

Zeitloses einfarbiges Sohlendesign, Reparaturen wie Absatzecken oder eine Erneuerung der Spitzen fallen optisch überhaupt nicht auf und stören das Design in keiner Weise. Auch eine komplette neue Laufsohle lässt sich mit gängigen Reparaturmaterialien ohne Designzerstörung ausführen.

Bequeme Passform mit guten Dämpfungseigenschaften.

Gewicht: 359 gr. / 718 pro Paar. (zum Vergleich: Air Jordan 34)

Durch die eingebaute Vorderkappe kann sich der große Zeh nicht durch das Obermaterial durchbohren, eine beliebte Sollbruchstelle bei aktuellen Schuhen, deren "Mesh"-Material mitunter schon nach 6 Wochen durchgescheuert ist. 

 

Qualität, Langelbigkeit und Reparaturfähigkeit: 1a


Die früher übliche Kaufberatung qualifizierter, ausgebildeter Schuhfachverkäufer ist nur noch selten anzufinden, 50% der Schuhe werden ohnehin beratungslos online verkauft. 

 

Inhaltlichen Anforderungen können für Weltmarktprodukte leider nur auf freiwilliger Basis eingeführt werden. Ein seit Jahrzehnten laufender Prozess kann nicht kurzfristig gestoppt und gar ins Gegenteil verkehrt werden. Es ist auch weder realistisch noch wünschenswert, Deutschland vom internationalen Welthandel auszuschließen, auch nicht bei Schuhen.

 

Eine gangbare Strategie für ein vorbildliches Verhalten wäre in diesem Zusammenhang begrüßenswert. 

✅ Bessere Verbraucherinformation

 

✅ gutes marktwirtschaftliches Instrument

 

⛔ Mitarbeit des Handels und der Hersteller nötig

⛔ Änderung der Gesetzgebung nötig

⛔ Erhöht die Produktionskosten

⛔ kann der Nachfrage nach Reparaturen bei schlechten Bewertungen schaden

⛔ Kann bei falschen Angaben zu Verbrauchertäuschung genutzt werden