Berufsbezeichnung Schuhmacher / Maßschuhmacher

Es wäre höflich formuliert an der Zeit zu überprüfen, ob die vor wenigen Jahren erfolgte Änderung der Berufsbezeichnung „Schuhmacher“ zum „Maßschuhmacher“ Früchte getragen hat.
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Gut gemeint ist nicht automatisch gut gemacht. Da die Bezeichnung im Sprachgebrauch kaum oder gar nicht übernommen wurde, und auch von den Haupttätigkeiten der meisten Betriebe eher ablenkt als diese zutreffend zu beschreiben, darf die Frage nach dem Sinn gestellt werden. Sogar die Frage nach dem Schaden, wenn es um Schuhreparaturen geht.

 

Schuhmacher machten schon immer „Maßschuhe“, so wie z. B. Konditoren „Torten nach Maß“ oder Optiker „Maßbrillen“ herstellen. Trotz in diesen Branchen häufig anzutreffender phantasievoller Namenskreationen wird man keinen Betrieb mit der Bezeichnung Maß-Optiker oder Maßbrillen finden. Das die für den Kunden nach dessen Wünschen gefertigte Brille individuell an Kopfform und Sehstärke angepasst wurde, ist ein überflüssige Feststellung wie der Pleonasmus „weißer Schimmel“ bei erwachsenen Pferden.

 

Wer wollte, konnte mit seinen Betrieb schon vorher mit Atelier, Manufaktur oder eben Maßschuhmacherei firmieren. Doch die Mehrheit der Kunden gibt selbst in Maßschuhmachereien vorrangig Reparaturen in Auftrag. Die Zahl der Verbraucher, die tatsächlich Maßschuhe tragen, ist zudem – gemessen an der Gesamtbevölkerung – äußerst gering.

 

Die Berufsbezeichnung auf diesen  – gesamtwirtschaftlich völlig unbedeutenden – Teil des Berufes einzuschränken erweist sich hinsichtlich der Förderung der Reparatur eher kontraproduktiv.

 

Reparaturkunden könnten sich aufgrund der Berufsbezeichnung – so sie sich jemals einbürgern sollte – deplatziert oder als Kunde 2. Klasse fühlen. Hier wird eine zusätzliche, unnötige Hemmschwelle aufgebaut.  

 

Im Nachhinein betrachtet sollte das Schuhmacherhandwerk eher glücklich über den Umstand sein, das „Schuhmacher“ in der Bevölkerung sowohl als Anlaufstelle für die Reparatur von Schuhen und sogar Gürteln oder Taschen bekannt sind, als "hochspezialisiert" auf die Anfertigung von neuen Schuhen. Auf die Förderung der Reparatur wirkt die Bezeichnung kontraproduktiv.

 

Da die Berufsbezeichnung auch Betriebe betrifft, die gar keine Maßschuhe anbieten, sondern einen absoluten Schwerpunkt auf Reparaturen und sonstige Dienstleistungen setzen, ist die Bezeichnung nicht nur nicht kundenorientiert: Für die Betriebsauswahl der am Beruf des Maßschuhmachers interessierte Auszubildende kann sie sogar sogar irreführend sein. Sie könnten schwer enttäuscht werden.

 

Bis heute wird in berufsinternen Schreiben und Gesprächen nach wie vor von Schuhmachern gesprochen, der Begriff des "Maßschuhmachers hat sich nicht einmal bei seinen Befürwortern durchgesetzt.

✅ kurzfristig Umsetzbar


✅ stärkt die Reparatur